Printmedien entstehen immer unter wahnsinnigem Zeitdruck. Geht es dabei immer nach Plan?
Natürlich ist es oft chaotisch und ein bisschen turbulent, aber im Grunde steckt hinter allem auch eine sehr gut eingespielte und geübte Maschine von verschiedenen Akteuren, die allesamt ihren Beitrag zum ganzen leisten. Es geht nicht nur um Autoren, sondern genauso um Fotografen, ums Layout, um die Produktion, das legendäre NZZ-Korrektorat und schliesslich den fristgerechten Druck der Publikationen.
Braucht die Welt überhaupt noch Printmedien, wo sich sowieso jeder selbst über die Neuen Medien Online informieren kann?
Gute Frage, die sich derzeit die ganze Branche stellt. Überregionale Tageszeitungen sind am stärksten vom Wandel der Nutzergewohnheiten betroffen, etwas weniger stark die Wochen- und Sonntagszeitungen. Da gehört Papier oft noch zum wöchentlichen Ritual. Spannend ist auch, dass regionale Wochenzeitungen eine sehr viel günstigere Prognose haben: Man will noch gerne lesen, was in der unmittelbaren Nachbarschaft, in der Region oder im Quartier passiert.
Was nimmt euch die meiste Arbeit ab?
Man kann sich kaum noch vorstellen, wie viel zeitraubender, komplizierter und langsamer der Journalismus vor dem Internet war. Das Finden, Anzapfen und Pflegen von guten Quellen hat damals enorm viel Zeit gekostet. Digitale Plattformen sind aber auch als Publikationsorgan ein Segen: Wir sind heute mit News fast so schnell bei den Lesern wie das Radio.
Woher kommt eure Inspiration, eure Ideen für Dinge, über die Ihr schreiben werdet? Gibt es da feste Rituale oder einen «Zauberkasten», der Euch hilft?
Es gibt wöchentliche Planungs- und Themensitzungen, während derer wir uns austauschen und ins Feuer reden … es gibt aber auch laufend von allen im Team einzelne Inputs, die mal aufgenommen werden und ein anderes Mal versanden. Wichtig ist, dass jeder mit offenen Augen durchs Leben geht und dem persönlichen Impuls folgt, über etwas mehr wissen und/oder berichten zu wollen.
Wie sieht euer Arbeitsplatz aus?
Das möchten Sie lieber nicht sehen! Wir sind noch weit, weit entfernt vom papierlosen Office.
Was sind eure nächsten Projekte? Heute, nächste Woche, nächstes Jahr?
Das grosse Zauberwort der ganzen Branche ist «Konvergenz»: Es geht darum, früher getrennte Print- und Online-Teams zusammenzuführen, ehemalige Print-Kollegen fit für die digitale Zeit zu machen und ein neues Tempo zu akzeptieren, welches diese erfordert. Das ist für viele – nicht nur ältere Journalisten – eine erhebliche Herausforderung, deren Bewältigung Zeit braucht. Parallel werden wir mehr und mehr mit Bewegtbildern arbeiten – auch das ein neues Terrain.